Captain Fish öffnet versonnen eine Flasche Bier mit der Klinge seiner Machete. Er hat einen guten Riecher, er weiß genau, wo ein guter Fang lockt, auf dem Meer und an Land.
„Wir waren acht Tage auf See in der Karibik“, sagt er, „wir haben 300 Fische gefangen, die haben wir gerade für 200 Euro verkauft.“ Die speckigen fünf-Euro-Noten hat er mit seiner Mannschaft geteilt, die fünf sitzen trinkend und verschwitzt auf dem rostigen Kutter am morschen Holzsteg von Sinnamary und feiern ihr Glück bei 32 Grad im Schatten, Zigaretten und Flaschen machen die Runde durch schwielige Hände.
Captain Fish, so nennen ihn seine Jungs, eigentlich heißt er Vishal Singh. Er kommt aus der ehemaligen britischen Kronkolonie Guyana, einem von drei Dschungel-Ländern zwischen Amazonas und Karibik. Aber er verkauft lieber hier im Nachbarland Französisch-Guayana, weil das wohlhabend ist, ein Außenposten der EU, ein vollwertiges Département von Frankreich, eine Exklave der Baguettes und Escargots zwischen Kokospalmen, wo im Radio für die Normandie Regenwetter angekündigt wird, 7000 Kilometer über den Atlantik.
Ausgerechnet Sinnamary, das verschlafene Kaff an einer schlammigen Flussmündung, Weiterlesen