Heute bekommt Stephen Greenblatt für sein Buch „The Swerve“ (Die Wende) den mit 10 000 Dollar dotierten Pulitzer Prize verliehen (in der Sparte Sachbuch). Er kann nicht persönlich in New York sein, weil er am Wissenschaftskolleg in Berlin ist (Hier ein Interview). Das obige Foto zeigt Greenblatt mit dem Motiv der Lukrez-Ausgabe, die er als Student kaufte, und die ihn Zeit lebens faszinierte. Sein Buch beginnt so:
„Als ich noch Student war, besuchte ich gegen Ende des Schuljahres regelmäßig den Yale Co-op und schaute, was ich für den Sommer zu lesen fand. Mein Taschengeld war knapp, doch die Buchhandlung schlug alljährlich ihre alten Ladenhüter los, zu lächerlich kleinen Preisen. Die Bücher wurden in Wühlkästen gestopft, und ohne feste Absichten machte ich mich darüber her, wartete einfach ab, was mir ins Auge fiel. Auf einem dieser Beutezüge stieß ich auf ein Taschenbuch mit einem äußerst seltsamen Cover, aufmerken ließ mich ein Ausschnitt aus einer Zeichnung des Surrealisten Max Ernst. Unter einer Mondsichel hoch über der Erde waren zwei Beinpaare – die Körper fehlten – mit etwas beschäftigt, das wohl ein himmlischer Beischlaf sein sollte. Das Buch – eine Prosaübersetzung von Lukrez‘ zweitausend Jahre altem Gedicht „De Refum Natura“ (Von der Natur) – war herabgestzt auf zehn Cent, und wie ich gestehen muss, hatte ich es eher auf den Umschlag abgesehen als auf die klassische Darstellung des Kosmos und seiner Ausstattung.“
Und weiter: „Antike Physik ist nicht ganz das, was man sich unter Ferienlektüre vorstellt, doch irgendwann in diesem Sommer, in einer müßigen Stunde, nahm ich das Buch in die Hand und begann zu lesen. Und stieß schon in den ersten Versen auf eine mehr als hinreichende Rechtfertigung für die erotische Umschlagillustration. Lukrez setzt ein mit deinem glühenden Hymnus an Venus, Weiterlesen